Background Image
Previous Page  8 / 12 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 8 / 12 Next Page
Page Background

Schädigungen durch ein Knalltrauma, also vorzugsweise durch zu nahe am

Ohr der Betreffenden explodierende Knallkörper vor allem zu Sylvester oder

andere starke, schlagartige Lärmeinflüsse. Aber nahezu gleichrangig wurden

auch regelmäßige Diskothekenbesuche und Walkman-Geräte-Nutzung mit

allzu hoher Lautstärke als Ursache dingfest gemacht. Ising schätzt aufgrund

dieser Untersuchung das Risiko einer Hörschädigung für einen durchschnitt-

lichen Jugendlichen infolge seiner Musikhörgewohnheiten und der dabei auf-

tretenden Lautstärken so ein, dass bei fünfjähriger Beibehaltung bei zwei bis

drei Prozent aller Jugendlichen zumindest in Großstädten Hörverluste von 30

dB im kritischen, das heißt für das Sprachverständnis wichtigen Bereich zu

erwarten sind.

Welche Lautstärken nun tatsächlich der Benutzer eines Walkman-Geräts an

seinem Ohr erzeugen kann, wollte die Physikalisch-Technische Bundesanstalt

in Braunschweig genau wissen. Sie beschaffte sich Anfang der neunziger Jahre

siebzehn typische Geräte nebst zugehörigen Kopfhörern, daneben aber auch

getrennte Walkman-Kopfhörer, die als besonders „hochwertig“ galten – unter

anderem wegen ihrer größeren erzielbaren Lautstärke. Eine ganze Reihe der

mit den Walkman-Geräten gelieferten Kopfhörer wiesen erhebliche Lautstär-

keunterschiede zwischen den beiden Ohren auf. Das führt nach meiner Erfah-

rung in der Praxis dazu, dass Besitzer solcher Kopfhörer ihr Walkman-Gerät

dann eben um so viel lauter aufdrehen, dass auch das leisere Kopfhörersystem

die „gewünschte“ Lautstärke abgibt. Für den Benutzer bedeutet das aber, dass

sein anderes Ohr eine noch viel höhere, schädliche Lautstärke erhält.

Damit aber nicht genug: Die von den Geräten abgegebenen Schalldruckpe-

gel unter Verwendung der mitgelieferten Kopfhörer erreichten bei voll aufge-

drehten Lautstärkeeinstellern mühelos Impulsschalldruckpegel zwischen 96,8

dB und 103 dB. Wenn aber anstelle der mitgelieferten die „hochwertigeren“

Kopfhörer verwendet wurden, dann ergaben sich sogar Impulsschalldruck-

pegel zwischen 107,0 dB und 110,1 dB. Betrachtet man diese Werte unter Be-

rücksichtigung von Erfahrungen aus dem industriellen Lärmschutz, so lässt

sich schlicht feststellen, dass bei den amtlich festgestellten maximal möglichen

Schalldruckpegeln dieser Walkman-Geräte, wie Peter Plath von der HNO-Ab-

teilung der Ruhruniversität Bochum es unmissverständlich formulierte, „...

schon eine tägliche Beschallung von etwa fünfzehn Minuten mit einem Ge-

räuschpegel von 100 dB ausreicht, um nach wenigen Jahren einen bleibenden

Gehörschaden zu riskieren“.

Selbst wenn die Lautstärkeeinsteller der betreffenden Walkman-Geräte nicht

voll aufgedreht wurden, sondern nur zu Zweidritteln, so wurden bei Ver-

wendung der mitgelieferten Kopfhörer immer noch Impulsschalldruckpegel

zwischen 82,1 dB und 91,1 dB gemessen, bei Verwendung der hochwertige-

ren Kopfhörer sogar von 90,4 bis 100,7 dB. Nach der im industriellen Bereich

geltenden Unfallverhütungsvorschrift Lärm (UVV-Lärm) ist aber für jeden